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Ein spätsommerlicher Vormittag, die Dahliensaison hatte gerade begonnen und die Sonne schien, als ich mich auf den Weg zu meiner nächsten wohnsinnigen Protagonistin machte. Maras märchenhafte Stadtwohnung befindet sich in Hietzing, einem der schönsten Bezirke Wiens. In einer ruhigen Seitengasse liegt die Gartenwohnung der Food Fotografin, die sie sich mit ihren zwei Männern teilt. Das Herzstück der Wohnung ist – wie könnte es anders sein bei einer Frau, die sich fast ausschließlich mit Essen beschäftigt – die Küche.
Ich wurde ganz herzlich mit einem duftenden Kaffee und frischen Croissants begrüßt. Während ich Ferdi, Maras vierbeinigen Assistenten streichelte, sprachen wir über das Bloggen, das Kochen, das Einrichten und noch viel, viel mehr. Die Zeit verging wie im Fluge und zum Schluss musste ich mich sogar mit dem Shooten beeilen, damit sich das zeitlich noch ausging. Ich verließ Maras märchenhafte Stadtwohnung jedenfalls mit einem fetten Grinser und einem wunderschönen Blumenstrauß von Blumenbund.
Mara ist nicht nur eine herzliche Gastgeberin und unglaublich talentierte Fotografin, sie versteht auch jede Menge von Interior Design. Aber am besten ihr kommt mal mit mir mit in ihr gemütliches Zuhause und überzeugt euch selbst.
Liebe Mara, du bist Foodstylistin und Fotografin. Erzähl ein wenig über deinen Werdegang und wie du zu deinem Beruf gekommen bist.
Das ich heute als Fotografin arbeite ist eher ein Zufall und war nie geplant. Eigentlich hatte ich an der Uni Wien Slawistik studiert und habe für den ORF und später in einer Wiener Agentur gearbeitet. Zu der Zeit hatte ich als reines Hobby einen Foodblog namens Stadtmärchen gestartet. Über die Jahre sind immer mehr Unternehmen auf mich zugekommen, ob ich denn nicht auch für sie Fotos machen könnte, so wie sie auf meinem Blog zu finden wären. Irgendwann gab es dann den Punkt, an dem meine Anstellung und die Arbeiten als Fotografin & Stylistin zeitlich nicht mehr vereinbar waren. Also hab’ ich gekündigt und bin ohne viel Vorbereitung den Weg in die Selbständigkeit gegangen. Ich wusste, dass ich jederzeit wieder einen Job finden würde, falls die Aufträge ausbleiben sollten. 6 Jahre später bin ich noch immer selbständig und könnte in meinem Job nicht glücklicher sein.
Dein Partner, dein Hund Ferdi, von dir liebevoll Zwetschkenkrampus genannt und du bewohnen eine schöne Gartenwohnung in Hietzing. Auf deinem Account @einwienerwohnung gewährst Einblicke in eure Baustellenromantik. Erzähl uns ein wenig wie die Raumaufteilung ist, welche Größe sie hat und wie ihr die Wohnung gefunden habt?
Wir hatten schon einige Zeit mit dem Gedanken gespielt eine Wohnung zu kaufen. Da wir uns aber in unserer Mietwohnung im 3. Bezirk sehr wohlgefühlt haben, hatten wir zum Glück keinen Druck. Bei der Online-Recherche sind wir dann durch Zufall auf eine Wohnung in Hietzing gestoßen, die in unser Profil gepasst hat. Nach der Besichtigung war uns aber klar, dass es dieses Objekt nicht werden wird. Da uns die Lage hier am Küniglberg aber wirklich ausgesprochen gut gefallen hat und wir erfahren hatten, dass nur wenige Häuser weiter ebenfalls eine Wohnung frei wäre, die noch nicht inseriert war, haben wir ganz spontan ebendiese besichtigt. Und genau hier sitzen wir beide nun.
Unsere Altbauwohnung hat 75qm und einen wirklich wunderschönen Garten mit unverbaubaren Weitblick. Vor allem für Wiener Verhältnisse sind unsere 400qm Außenfläche ein echter Traum und einer der Hauptgründe, warum wir uns für die Wohnung entschieden haben.
Auch wenn wir uns im Zuge der Übersiedelung räumlich verkleinert haben, ist die Aufteilung der Wohnung selbst für unsere Bedürfnisse ideal. Durch eine Schiebetür lassen sich Wohnraum und Koch-Essbereich ganz einfach abtrennen – so werden aus einem großen Raum 2 getrennt begehbaren Zimmer. Darüber hinaus haben wir noch ein kleines Kabinett, dass, je nach Bedarf, als Gästezimmer oder kleines Büro genutzt wird.
Habt ihr viel selbst renoviert oder hattet ihr Unterstützung von einem Team an Professionisten?
Vereinbart war, dass die Wohnung (unter Berücksichtigung unserer Ausstattungswünsche) schlüsselfertig übergeben wird. Wie so oft, kommt es bzw. Baustellen ganz oft anders als man denkt. Dementsprechend haben wir uns recht intensiv mit dem Fortschritt der Renovierungen beschäftigt. Vor allem mein Partner hat enorm viel Zeit auf der Baustelle verbracht. Viel Verzögerung und Nerven später hatten wir schlussendlich ein verlässliches Team an Professionisten aufgestellt um die Renovierung selbst in die Hand zu nehmen.
Was ist dein Lieblingsplatz in der Wohnung und warum?
Auch wenn es der kleinste Raum ist, verbringe ich am liebsten Zeit in unserem Kabinett, das zugleich ja Gäste- und Arbeitszimmer ist. Egal ob ich dort lese, nähe oder arbeite – es ist einfach gemütlich und angenehm ruhig.
“Auch wenn es der kleinste Raum ist, verbringe ich am liebsten Zeit in unserem Kabinett.”
Hast du ein Möbelstück an dem dein Herz hängt und gibt es noch ein Möbelstück auf deiner Wunschliste?
Tatsächlich habe ich einige Möbelstücke, die für mich ganz besonders sind. Mein Liebstes ist aber klar der antike Chesterfield-Sessel aus Leder, der in unserem Wohnzimmer steht. Er ist ein Familien-Erbstück, das rein optisch seine besten Jahre schon lang hinter sich hat. Das Leder ist schon ziemlich abgenutzt und die Polsterung könnte definitiv besser sein. Da mein Herz aber so sehr an ihm hängt, werde ich ihn neu überziehen und polstern lassen, damit er wieder in voller Pracht dastehen kann.
Apropos Sessel: Es ist zwar ein bisserl verwegen, aber ich träume schon immer von einem Vitra Lounge Chair, entwickelt und designed von Charles und Ray Eames. Dieser Club Chair ist ja wirklich eine der Möbel-Ikonen des 20. Jahrhunderts. Nicht nur, dass er optisch einfach unglaublich schön ist, er ist auch so ungefähr der bequemste Sessel in dem ich je gesessen bin. Als ich ihn das erste Mal live gesehen habe, war ich sofort verliebt.
Ein realistischerer Wunsch auf meiner Liste ist aber gerade die S32-Serie von Thonet. Ich finde die Freischwinger-Sessel so wunderschön, vor allem in der spannenden Kombination aus Wiener Geflecht und Chrom.
Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben, was macht für dich ein schönes Zuhause aus?
Am ehesten wohl Klassisch-Modern. So ästhetisch ich es auch finde, skandinavisch-clean wird es bei mir nie sein. Dafür liebe ich Möbel mit einer persönlichen Geschichte viel zu sehr. Antiquitäten, Deko-Elemente und einen Haufen Bücher machen unsere Wohnung für mich erst so richtig wohnlich. Da mein Lebensgefährte aber am liebsten alles so minimalistisch wie möglich hätte, gilt es hier Kompromisse einzugehen. Für mich persönlich ist ein Zuhause die Summer der Teile. Ich suche jedes Möbelstück und jeden Gegenstand mit Bedacht aus.
“Für mich ist Essen alles: Kunst, Verbundenheit, Erinnerung, Neugier und Ankommen.”
“Es ist zwar ein bisserl verwegen, aber ich träume schon immer von einem Vitra Lounge Chair.”
Eine Wohnung zu renovieren und einzurichten ist ein großen Projekt und Prozess. Seid ihr mit der Renovierung bereits fertig, bzw. Gibt es noch Dinge die du gerne ändern möchtest?
Ist man mit einer Renovierung denn je fertig? Es fühlt sich auf jeden Fall nicht so an. ;)
Meine größte gedankliche Baustelle ist gerade noch unser Schlafzimmer. Da es der dunkelste Raum in der Wohnung ist, habe ich intuitiv immer versucht ihn so hell wie möglich zu gestalten um dem entgegenzuwirken. Da das für mich aber nach monatelangem „Rumprobieren“ noch immer nicht stimmig ist, hab’ ich mich dazu entschlossen mir das fehlende Licht einfach zu Nutze zu machen. Das Raumkonzept wird jetzt also eher in Richtung moody & dunkel adaptiert, inklusive dunkler Wände und Co. Jetzt muss ich nur noch meinen Freund überzeugen und dann werden wir dieses Projekt auch angehen.
Mir ist aufgefallen, du hast viele Kochbücher. Hast du schon einmal daran gedacht ein eigenes Kochbuch rauszubringen?
Ein Kochbuch zu veröffentlichen ist tatsächlich einer meiner größten persönlichen und beruflichen Wünsche. Ich war auch einige Male in Verhandlungen mit Verlagen, aber bisher hat es sich einfach noch nicht richtig angefühlt. Ich wollte nie ein Trend-Kochbuch machen, sondern ein Buch, das Bestand hat. Mein Kochbuch soll etwas sein, auf das ich auch wirklich stolz sein kann. Ich weiß aber, dass es irgendwann so weit sein wird, und ich freu mich jetzt schon auf die Arbeit daran.
Du entwickelst ständig neue, eigenen Rezepte. Woher nimmst du die Inspiration dafür?
Eine der größten und wichtigsten Erkenntnisse der letzten Jahre war für mich, dass es unbedingt kreative Stimulation von außen benötigt. Sowohl in meiner Arbeit als Fotografin, als auch bei der Rezept-Entwicklung. Wenn man immer nur in seinem eigenen Mikrokosmos unterwegs ist, dann versiegt die Kreativität ganz schleichend. Deshalb ist es so wichtig sich auch im stressigen Berufs-Alltag Zeit rauszunehmen, um sich inspirieren zu lassen. Bei mir ist es der Gang in’s Museum (auch wenn das auf den ersten Blick wenig mit Kulinarik zu tun haben mag) und meine wöchentlichen Markt-Runden.
Kochen und Backen ist sehr unterschiedlich. Oft kocht man nach Gefühl und Backt nach Rezept. Kochst du oder bäckst du lieber?
Ich persönlich koche lieber, denn bei mir herrscht einfach immer kreatives Chaos in der Küche. Sich an strenge Vorgaben zu halten, fällt mir beim Kochen schwer. Für mich ist aber auch Backen total spannend, denn hier ist die Lernkurve so unglaublich steil. Über die Jahre bekommt man ein Gefühl für Konsistenzen und Beschaffenheit von Teigen und Co. So weiß ich inzwischen oft schon vor dem Backen oder sogar bei der Rezeptentwicklung, was funktionieren kann und was wahrscheinlich nicht.
Was bedeutet für dich gutes Essen, welchen Stellenwert hat es in deinem Leben?
Für mich ist Essen alles: Kunst, Verbundenheit, Erinnerung, Neugier und Ankommen. Nicht nur, dass ich es zu meinem Beruf gemacht habe, für andere zu kochen und gemeinsam zu essen ist meine Art Zuneigung zu zeigen.
Kochst du gerne für Freunde oder gehst du lieber nett Essen? Wie darf man sich eine Einladung zum Abendessen bei dir vorstellen?
Für jemanden zu kochen ist meine Art zu zeigen, dass mir der Mensch am Herzen liegt. Mein Freund und ich haben wirklich großen Spaß daran Gastgeber zu sein. Es gibt auch einige kulinarische Fixpunkte für unsere Freunde, wie zum Beispiel das jährliche Martinigansl-Essen.
Mein Part ist eindeutig der des Kochens, mein Freund kümmert sich um die Drinks. An der Stelle auch ein großes Shoutout an ihn: Während ich in der Küche stehe und versuche das Chaos im Griff zu behalten (wobei mein mis en place über die Jahre immer besser wird), ist er der aufmerksamste Gastgeber, den man sich vorstellen kann. Bei uns gibt’s nie ein leeres Weinglas, oder leere Teller.
Wo geht ein Foodie wie du gern Essen in Wien? Und wo trifft man dich auf einen Drink?
Da weiß ich garnicht wo ich anfangen soll! Vor Kurzem hab’ ich zum Beispiel das Champa im 23. entdeckt, ein bisserl weit weg vom Schuss aber das beste Khmer & vietnamesische Lokal in dem ich seit Langem war. Besonders gerne geh’ ich aber auch in’s Grace im 4. Bezirk. Wenn’s klassischer sein soll, dann lieb’ ich das Woracziczky, ebenfalls im 4. Bezirk. Ich bin auch ein riesiger Fan vom Lingenhel auf der Landsraßer Hauptstraße- ein tolles Lokal und die Greisslerei ist echt ein Traum. In dem Grätzl rund um mein Studio lieb’ ich das Heu und Gabel am Meidlinger Markt auch wirklich sehr. Als gebürtige Salzburgerin kann ich aber auch den Wiener Würstelstand in der Pfeilgasse im 8. Bezirk nicht unerwähnt lassen. Hier gibt’ das beste Bosna außerhalb Salzburgs (und das heißt was!)
Wir kennen alle, das wir gewisse Gerichte mit Kindheitserinnerungen verbinden. Gibt es besonderes Familienrezept das dir am Herz liegt , bzw. was ist dein absolutes Soulfood?
Mein absolutes Comfort Food ist Kartoffelgulasch. Nicht besonders fancy, aber das muss es auch nicht sein. Das hat meine Oma schon immer für mich gemacht und ich lieb’s einfach so sehr. Ich hab das Rezept auch auf dem Blog niedergeschrieben, wobei es natürlich nur eine Annäherung an das Original sein kann- denn bei Oma schmeckt’s halt einfach ma besten.
Was sind deine Lieblingsadressen zum Shoppen von Küchen-, Wohnaccessoires und Möbel in Wien?
Das Volta in der Siebensterngasse im 7. Bezirk ist wirklich großartig kuratiert. Mein jährliches Highlight ist Pots und Blitz, der Keramikmarkt, der im Herbst im MQ stattfindet. Hier kaufe ich fast all mein Geschirr direkt von den KeramikerInnen. Ganz neu auf meiner Liste steht noord. Bisher habe ich gerne online geshoppt, aber ganz bald schau’ ich auf einen Sprung in’s neue Schaulager im 8. Bezirk.
“Für jemanden zu kochen ist meine Art zu zeigen, dass mir der Mensch am Herzen liegt.”
Bitte ergänz kurz und knackig:
Zu den wichtigsten Zutaten in einer Küche gehören für mich….: Butter und ein Glaserl Wein!
Süss, sauer, salzig oder pikant? Salzig
Mein Lieblingssong ist: Please forgive me- David Gray
Wenn ich heute noch überall hin verreisen könnte, würde ich nach: in die Normandie
Frühaufsteher oder Nachteule ? Nachteule
Was für ein märchenhaftes Zuhause Mara doch hat. Ich habe jede Sekunde meines Besuches genossen und ging nicht nur mit einem wunderschönen Blumenstrauß nach Hause sondern auch mit ganz viel Inspiration.
Falls ihr nun Lust auf noch mehr Wohnsinn habt, findet ihr alle meine bisherigen Homestories hier zusammengefasst.