1. 5. 2023

{job report} Nachhaltiges Design made in Austria von Gerald Riedler

Am heutigen 1. Mai, dem Tag der Arbeit, möchte ich euch in einem neuen Job Report einen Innenarchitekten aus Wien vorstellen, der vor knapp zwei Jahren Österreichs Hauptstadt verließ um den Big Apple zu erobern. Kennengelernt haben wir uns vor vielen Jahren über gemeinsame Freunde und uns von Anfang an blendend verstanden. Ich kann mich noch genau erinnern, als mir Gerald zum ersten Mal von seinem Traum nach NYC zu ziehen erzählte. Und jetzt lebt er seinen Traum.

Gerald Riedler und mich verbindet eine starke gemeinsame Leidenschaft – gutes Design. Ich kenne und verfolge seine Arbeit und auch Werdegang schon einige Jahre und ich erfreue mich immer wieder an unserem Austausch – der wie immer wieder erfrischend und inspirierend ist. Seit 2021 wohnt und arbeitet Gerald in der Metropole New York – was er da aber genau macht und wie es ihn dahin verschlagen hat bzw. wie er seine Liebe für nachhaltiges Design entdeckt, habt erfährt ihr im Interview.

Ich habe jedoch für mich entschieden weniger zu vergleichen und wie sagt man so schön: „Das Gras ist am anderen Ende immer grüner“. 

Nachhaltiges Design made in Austria von Gerald Riedler

Hallo Gerald, du wohnst seit zirka eineinhalb Jahren in New York City – wie ist es dazu gekommen und warum hast du entschieden deine nächsten Karriereschritte Übersee zu machen?

Ich wusste schon immer, dass ich mal in New York arbeiten möchte – es war ein bestimmtes Bauchgefühl, dass mich nie losgelassen hat. Was ich genau da machen würde, wusste ich nicht, aber ich hatte eine Vorstellung davon. Natürlich kommt alles immer ein wenig anders als gewünscht – aber das Gefühl hat sich bewahrheitet. Es ist eine großartige Stadt mit vielen Möglichkeiten, vor allem aber auch beruflich gesehen – das Tempo der Stadt ist inspirierend und lädt zum kreativ sein ein – vor allem eines meiner Lieblingstools, das ich mittlerweile gut trainiert habe und ein automatisierter Designmechanismus in meinem Körper ist, wird hier mehr denn je von mir verlangt: die Lösungsorientiertheit.

Du arbeitest in New York für ein Unternehmen namens CELSIOUS – ein nachhaltiger Waschsalon. Was hat dich bewegt, nach deiner Karriere als Innenarchitekt in Europa, diesen Weg einzuschlagen?

Ich habe Celsious während einer Produktdesign-Phase und Nachhaltigkeits-Recherche durch Zufall entdeckt. Ich kann mich noch genau erinnern als dieses Unternehmen auf meinem Desktop auftauchte – ich war sofort in den Bann gezogen von dieser großartigen Idee. Ein Produkt, dass der Mensch täglich braucht, zu einem zu 100% nachhaltigen zu machen und alle wichtigen Punkte der Ästhetik miteinzubauen fand ich genial. Außerdem bemerkte ich eine unzufriedene Tendenz bei meinen Interior Projekten und ich fragte mich sofort: Braucht das die Welt überhaupt? Ja, somit kam das eine zum anderen – ich wusste ich wollte Veränderung und ich habe ein Unternehmen gefunden, dass ich als nächsten Schritt fühlen konnte. Ich schickte eine Initiativ-Bewerbung und hatte das Glück, dass mein Profil auf deren passte. 

Wie sieht ein klassischer Alltag bei Celsious aus. Was darfst du alles machen bzw. wo wirkst du überall mit. 

Meine Tage bei Celsious sind sehr abwechslungsreich und sie vergehen leider sehr oft zu schnell. Ich bin im ständigen Austausch mit den beiden Gründerinnen Corinna und Theresa Williams und bei allen Projekten vorne dabei. Eines meiner Hauptprojekte im letzten Jahr war es die Produktfotografie für den gesamten Online-Shop zu übernehmen – welcher aus fast 40 Produkten besteht. Wir sind mittlerweile am gesamten US-Markte vertreten. Celsious hat auch eine eigene und zu 100% Waschmittelline, welche auch derzeit im Hauptfokus liegt, da wir gerade intensiv an der neuen Verpackung arbeiten. Wir erarbeiten wöchentlich am Email-Marketing für unsere Abonnenten – auch darf ich über das Bildmaterial entscheiden und dieses vorbereiten und gemeinsam mit Mutia, unserem Head of Development, immer wieder spannende Themen finden. Außerdem arbeiten wir gerade intensive an der Entwicklung von Celsious Produkten – mehr kann ich jedoch hier noch nicht verraten. 

Im letzten halben Jahr waren wir auch zweimal in der Drew Barrymore Show vertreten – Drew beschäftigt sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und ist somit auf uns aufmerksam geworden. Ich durfte beide dieser Ausstrahlungen von Null auf mitgestalten und ich war für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich. Jeder Tag ist anders und eine neue Herausforderung. 

“Ich wusste schon immer, dass ich mal in New York arbeiten möchte.”

Wie hast du dich oder bzw. was hat dich auf dieses Abenteuer, diesen Karriereweg vorbereitet?

Auch wenn mein Weg im Moment nicht immer Sinn machte, tut es das meist hinterher. Für meinen Job hier in New York brauchte es schon eine gewisse Vorarbeit. Was sehr wichtig ist und ein wichtiger Grundstein für alles, was ich tue, ist die nachhaltige Erziehung meiner Eltern. Bei mir zu Hause war und ist der Umgang mit Ressourcen ein unglaublich wichtiger – dieses Mindset beeinflusst mein gesamtes Dasein und somit auch jeden meiner Kreativprozesse. 

Außerdem liebte auch schon immer den Vorher-, Nachher-Effekt – der in allen Bereichen des Designs vorkommt. Außerdem bin ich ein Ästhet und liebe dementsprechend eine schöne Formensprache. 

Natürlich hat mich auch meine Ausbildung sehr geprägt: Ich habe an der New Design University Innenarchitektur und 3-dimensionale Gestaltung studiert – hier lernte ich vor allem auch meine Ideen auf Papier zu bringen und logisch zu kommunizieren. Direkt nach dem Studium habe ich bei Umdasch Storemakers im Designteam gearbeitet und durfte in die Welt des Shopdesigns schnuppern. Direkt im Anschluss ging es dann zu mood wien. Mood war eine sehr wichtige Station in meinem Leben – hier durfte ich von den Besten Lernen. Michaela Thul und Markus Tüchler sind für mich die absoluten Experten in der Einrichtungsplanung bzw. im Möbelsektor.

Ein paar Jahre später gründete ich gemeinsam mit zwei Studienkolleginnen das Design Studio Tribar. Ein spannender und aufregender Weg – ein Unternehmen von Null auf aufzubauen und zum Leben zu erwecken. Hier sind auch viele zahlreiche Projekte und Kooperationen entstanden. Eine weitere Station, die mich sehr geprägt hat, war ein Praktikum bei Schulte&Schönes – Dominik Schultes‘ Sinn für den Außenraum und sein Knowhow über Pflanzen ist bemerkenswert. Ich durfte hier an drei Terrassen-Projekten mitwirken und alles über die Gestaltung im Freien lernen. 

Du hast ständig neue Produktideen und auch einige entworfen – diese haben vor allem eines gemeinsam: Multifunktionalität. Wie kam es zu dieser Art von Produkten?

Die Idee für UDIO bzw. auch Flip genannt, entstand wirklich im Schlaf. Ich kann mich noch genau an den Moment als ich mir dachte: Ich liebe Cappuccino und auch Espresso – dies sollte man in einer Tasse verbinden. Gesagt, getan – vielen Arbeitsstunden und zahlreichen Entwürfen entstand dann ein Trinkgefäß inklusiver einer Karaffe für welches ich auch eine Patenförderung von EURO 10.000 erhalten habe. Dieses Produkt und auch mein beliebter Hocker, der gleichzeitig einen Beistelltisch und Stauraum beinhaltet, sind Produkte des alltäglichen Gebrauchs, die platzsparend und multifunktional sind. Mein Ansatz, den Planeten zu schützen und dem Endverbraucher zu zeigen, dass man mit nicht viele aber dafür smarte Objekte braucht. Zusammengefasst: Mein Antrieb ist die volle Verwendung des vorhandenen Volumens eines Produktes – ich habe die Anforderung an mich selbst das volle Volumen eines Produktes auszuschöpfen. 

Nachhaltiges Design made in Austria von Gerald Riedler

Woher holst du deine Inspiration? 

Ich bin am Menschen und vor allem an deren Wohlbefinden interessiert. Ich habe eine gute Beobachtungsgabe und bin sehr sensibel und achte unbewusst auf die kleinsten Details – mein Hirn und Herz arbeiten auf Hochtouren. In Wahrheit bin ich auch gerne faul – um jedoch erfolgreich zu sein muss man ständig Strategien entwickeln, um trotzdem an sein Ziel zu gelangen. Diese Challenge ist wohl meine Lieblingsbeschäftigung. Außerdem habe ich ein stark visuelles Vorstellungsvermögen. Aus all diesen Eigenschaften, über die ich mir mittlerweile bewusst bin, entstehen all meine Designs und Lösungen für jegliches Szenario. 

Mein Inspirationsradar ist also durchgehend aktiviert und es kennt kein Limit – ich glaube stark, daran, dass man immer genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ich vertraue und erzwinge nicht gerne. 

Abschließend noch eine Frage: Was ist der größte Unterschied bezüglich Leben in New York vs. Österreich?

Wo soll ich da am besten anfangen? Es ist wahrscheinlich die Geschwindigkeit – in New York musst du ständig am Ball bleiben, um mitzukommen. Es ist alles sehr getaktet und man sollte einen Plan haben – auch fürs Wochenende. Sich treiben lassen ist hier eher schwierig.  Das hat Nachteile und auch Vorteile. Vorteile, die ich durch die Geschwindigkeit erkenne – man selektiert besser und schätzt die Zeit bewusster. Die privaten Treffen, die man hier vereinbart will man wirklich machen und man verlässt sie meist inspiriert – keiner will seine kostbare Zeit verschwenden was natürlich eine Auswirkung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen hat.

Alle diese Punkte haben auch eine Kehrseite – es ist schwieriger tiefgründigere Beziehungen aufzubauen. Aber ich kann mich glücklich schätzen bereits starke Verbindungen und langjährige Freundschaften zu haben die ich unsere moderne Technologie auch trotz der Entfernung kontaktieren und „sehen“ kann. Ich habe jedoch für mich entschieden weniger zu vergleichen und wie sagt man so schön: „Das Gras ist am anderen Ende immer grüner“. 

Meine Designs sind Produkte des alltäglichen Gebrauchs, die platzsparend und gleichzeitig multifunktional sind.”

Nachhaltiges Design made in Austria von Gerald Riedler

Super spannendes Interview mit einem inspirierenden Innenarchitekten über sein Leben in der Weltmetropole New York City. Ich bin gespannt, wie es in den nächsten Jahren weiter gehen wird beim Exilösterreicher Gerald Riedler und freue mich schon auf die nächsten Designs aus seiner Feder. Multifunktionales Ecodesign bekam in den letzten Jahren einen immer großer werdenden Stellenwert und wir sind gerade erst am Anfang einer neuen Ära.

Wohnsinnige Grüße,
Melanie

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