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Dieses Mal verschlägt es uns Wohnsinnigen in den 17. Wiener Bezirk, genauer gesagt in die Nähe des Szeneviertel rund um den Yppenplatz. Hier wohnt eine dreiköpfige Familie in einer lichtdurchfluteten Dachgeschosswohnung mit rosa Küche und ganz viel Charme. Die heutige Wohnsinnige ist eine Architektin und liebt Designklassiker nicht nur beruflich, sondern auch privat. In ihrer Freizeit treibt sie sich am liebsten auf Willhaben herum, immer auf der Suche nach dem nächsten It-Piece. Heute zeig ich euch Majas Design Sammelsurium, das sich unter anderem aus ein paar ganz prägnanten Bauhaus Klassikern, wie dem Wassily Chair und dem Barcelona Chair, zusammensetzt.
In Majas vier Wänden trifft skandinavischer Purismus auf reduzierten Bauhaus Stil – und trotzdem schafft die Architektin es, das Zuhause wohnlich zu gestalten. Ein besonderer Eyecatcher ist die puderrosa Küche, die so gar nicht zum Rest der Einrichtung passt und trotzdem – oder gerade deswegen einen besonderen Charme versprüht. Wenn man den Wohn/Essbereich betritt gleitet der Blick unweigerlich in die Küche und bringt einen zum Lächeln.
Was es mit dieser etwas ungewöhnlichen Küchenfrontfarbe auf sich hat, erzählt die heutige Protagonistin aber am besten selbst. Kommt mal mit, ich entführ euch heute in die Wohnwelt von Majas Design Sammelsurium.
Liebe Maja, ich freue mich, dass du uns einen Blick in dein Zuhause gewährst. Erzähl mal kurz etwas über deine Wohnung und mit wem du hier wohnst.
Rückblickend zum bestmöglichen Zeitpunkt – kurz vor der Pandemie – sind wir als Paar in diese geräumige Wohnung eingezogen. Jetzt teilen wir sie mit unserem zuckersüssen Sohn. Mein Mann und ich wollten einen Zufluchtsort haben, wo wir uns aus dem aufregenden Arbeitsleben zurückziehen könnten. Einen Ort, der durch eine Menge an Tageslicht bereichert wird. Und natürlich, genügend Platz für die Entfaltung meiner Liebe zu Interior Design hat.
Es war nicht einfach eine Wohnung, die uns entspricht, zu finden. Eine die jedoch in unser Budget fällt, denn als Architektin lege ich großen Wert auf das Raumgefühl, die Funktionalität und den “Flow” der Räumlichkeiten, was das Ganze ziemlich kompliziert machte. Obwohl ich mir eine riesige, ruhige, gut geschnittene Altbauwohnung mit Balkon vorgestellt hatte, waren nach einer langen und mühsamen Suche die Wohngötter gnädig und wir haben vor 3 Jahren dieses moderne Juwel bezogen.
Du wohnst in dieser lichtdurchfluteten Maisonettewohnung in der Nähe des Yppenplatz. Zweigeschossige Wohnungen haben, wie ich finde, immer einen Mini-Haus Charakter und sind besonders charmant. Was macht eure Wohnung so besonders für dich und habt du einen Lieblingsplatz?
Diese Wohnung bezeichnte ich von Anfang an als “Haus am Haus”. Beim Entwerfen haben die Architekten offensichtlich gut überlegt, denn der schlau durchdachte Grundriss macht die Wohnung zum absoluten Volltreffer. Uns war schon bei der ersten Besichtigung klar auf was wir gestoßen sind.
Der untere Stock ist der “öffentliche”, hier kann man wunderbar Gäste empfangen und bekochen. Einer von uns kann in Ruhe Fernschauen und Besuch haben, ohne den anderen zu stören. Oben befindet sich der private Bereich. Unsere Schlaf- und Arbeitszimmer, sowie das Kinderzimmer und großzügige Bad mit öffenbaren Dachfenster. Das Kind hat das größere der zwei “freien” Zimmer bekommen, obwohl das nicht der ursprüngliche Plan war. Das nenne ich Elternliebe! Da wir aber im Spielzimmer jetzt die meiste Zeit verbringen, war es mir wichtig es geschmackvoll und elegant einzurichten. Für uns, aber auch für das Kind sollte es nicht überwältigend sein, denn zu viele Reize stimulieren und machen schnell müde. Wir haben keine grellen Farben oder lautes, blinkende Spielzeug und können hier schöne, entspannte Stunden mit unserem Kleinen verbringen.
Es fällt mir schwer einen Lieblingsplatz auszusuchen, da ich bei der Einrichtung, wie bei allem im Leben, sehr detailorientiert gehandelt habe. Ich habe geschaut dass sich ein gestalterischer roter Faden durch alle Räume durchzieht. Dies schafft für mich ein Gefühl von Frieden und Eleganz.
Wenn ich wirklich einen Platz aussuchen muss, entscheide ich mich für die kleine Terrasse, auf der ich unzählige Stunden in der Abendsonne verbracht habe. Mit einem Buch und einem Zitronenradler oder Orange Wine, versteht sich!
“Farbe spielt für mich im Design eine riesige Rolle, weil sie die Stimmung unglaublich rasch anders sein lässt.”
Eines meiner Highlights in der Wohnung ist die rosa Vintage-Küche. Sie ist ein charmanter Eye-Catcher und wunderschöner Kontrast zu der sonst eher minimalistisch gehaltenen Wohnung. Hatte ihr überlegt die Farbe der Fronten zu ändern, oder war es Liebe auf den ersten Blick? Welche Rolle spielt Farbe beim Einrichten für dich?
Diese Küche ist ein spezielles Thema. Als wir die Wohnung besichtigt haben, fand ich sie okay, nicht das, was ich selber eingebaut hätte. Für den Anfang war sie geeignet, denn es gab genügend andere Baustellen in der Wohnung. Nach dem Einzug habe ich meine Meinung geändert und ziemlich lange überlegt, ob ich sie austauschen soll. Ich habe sämtliche Planungen erstellt und Küchenstudios kontaktiert. Aber immer wieder gezögert, da es eine Tischlerküche ist, die exakt der etwas ungewohnten Raumform entspricht.
Langsam habe ich mich mit ihr angefreundet und habe mich entschieden, erstmal die alten Geräte auszutauschen, neue Beleuchtung einzubauen und schauen, dass sie wirklich funktionstüchtig wird. Sobald das Licht gescheit war, hat die Küche so viel besser ausgeschaut, so sehr sogar, dass ich mich entschieden habe sie fürs erste auch so zu lassen. Vielleicht habe ich irgendwann Lust sie zu ändern, es ist schön ab und zu sich was zu überlegen.
Farbe spielt für mich im Design eine riesige Rolle, weil sie die Stimmung unglaublich rasch anders sein lässt. Sie kann Licht reflektieren oder sozusagen auffressen, und ist für mich eigentlich das mächtigste Werkzeug im Interior Design. Die Farben diktieren nicht nur den Einrichtungsstil, sondern auch wie wir uns fühlen werden. Und das ist, für mich, die wahre Essenz der Innenraumgestaltung – und der Architektur überhaupt. Wie geht es dem Nutzer? Das ist das einzig wichtige bei der ganzen Sache.
In dem Fall meiner Wohnung habe ich mich aus mehreren Gründen für eine autarke Farbpalette entschieden. Um der Küche ihren Platz im Gesamten zu geben, habe ich das Wohnzimmer neutral und schlicht gehalten. Wäre die Küche nicht so aussagekräftig, würde das Wohnzimmer sicher etwas bunter sein, vielleicht im Stil von Hay Design.
Im oberen Stock ist es genauso, das Arbeits- und Kinderzimmer sind voller Farben, deshalb wurden das Schlafzimmer und der Gang ruhig gestaltet. Die wenigen Farben verleihen der Wohnung eine gemütliche Stimmung, und die großen weißen Flächen der Wände und Decken lassen die maximale Menge an natürlichem Licht rein. Dadurch wirkt alles großzügiger.
Man hört immer wieder, dass das Einrichten von Maisonette-Wohnung eine Herausforderung sein kann. Hattet ihr eine besondere Challenge?
Aufgrund meines Berufs war die Einrichtung für mich überhaupt keine Challenge, sondern ein wirklich geiles, genüssliches Slow Burn. Endlich so viel Platz für alle meine Ideen! Schon vor dem Einzug war mir klar wie die Stimmung sein soll – hell, edel, gemütlich und ruhig.
Trotz der großen Aufregung habe ich mich gegen eine gehetzte Herangehensweise entschieden, denn ich finde die schönsten Wohnräume sind diejenigen, wo die Bewohner sich Zeit gelassen haben um nicht nur IM, sondern auch MIT dem Raum zu leben, ihn zu fühlen und auf sich wirken zu lassen. Dem Sonneneinfall und den Jahreszeiten zuzuschauen und dabei eine klare Vision dafür entwickeln, wie sich hier leben soll.
Bei mir lief das Ganze etwas schneller, denn ich bin ja dafür geschult. Also habe ich mich ein paar Monate nach dem Einzug, nachdem das notwendigste erledigt wurde, schon auf die Suche nach besonderen Stücken begeben können. Mit Respekt für die schrägen Dachflächen und die Bauweise, sowie das Budget, war die Auswahl einfach zu treffen. Die Einrichtung wird laufend ergänzt, wenn ich auf was besonderes stoße.
Du bist Architektin und befasst dich daher sehr viel mit Design, Formen und Farben. Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben? Würdest du sagen, dass dein beruflicher Hintergrund sich in deinem Einrichtungsstil widerspiegelt?
Quiet is the new loud! Mein Stil ist ruhig, clean, warm und elegant, denn mein beruflicher Hintergrund spiegelt sich in den Formen und Farben, die die Wohnung füllen, sowie in der Effizienz aller Möbelstücke und Haushaltsgeräte wieder. Alles was hier reinkommt muss beides können – schön sein und gut funktionieren. Mein Mann scherzt immer das “Es muss ins Konzept passen!” mein persönliches Motto ist. Das gilt für alles was durch die Tür kommt – sei es ein Sofa oder ein Gemüseschäler.
Das Architekturstudium und Praxis haben es mir ins Hirn gebohrt, dass klare Linien und eine einfache Formensprache den Geist beruhigen und den Gedanken Platz lassen – insbesondere wenn man sie mit besonderen Dekostücken ergänzt, um der Einrichtung eine persönliche Note zu verleihen. Less is more, aber mit Pfiff!
“Wenn ich wirklich einen Platz aussuchen muss, entscheide ich mich für die kleine Terrasse, auf der ich unzählige Stunden in der Abendsonne verbracht habe.”
Als Architektin beschäftigst du dich viel mit Raumkonzepten. Was machen Leute deiner Meinung oft falsch bei der Gestaltung ihrer Wohnräume?
Ich habe den Eindruck, dass hier ein paar Sachen im Spiel sind. Oft bemerke ich, dass das Genius Loci, der “Geist des Ortes”, nicht respektiert wird. Die wenigsten beschäftigen sich mit dem Bauwerk, in dem sie sich befinden, mit der Umgebung, in der wir eigentlich unser Leben verbringen.
Deshalb sollte man dem Gebauten durch die Inneneinrichtung Respekt zeigen und es vervollständigen, nicht dagegenwirken. Wenn ich in einem 60-er Jahre Bau mit niedrigen Decken wohne, sollte ich schauen, dass die Wände nicht in ihrer Gesamtheit zugepflastert werden, mit Möbeln, Regalen oder Bilder, denn so beraube ich den Raum seiner Leichtigkeit und werde mich dort eingeengt und bedrückt fühlen. Lebe ich in einem Altbau mit 4m hohen Decken, habe ich hier mehr Spielraum, dafür passen aber Möbelstücke und Farben nicht hinein, die sich in dem 2000er-Jahre Bau zurecht finden.
Mein Mann sagt ich rede ständig über “negativen Raum”, denn ich bin eine Befürworterin für alles, was einen Raum eher gemütlich und harmonisch als überladen und hektisch erscheinen lässt. Das tun die wenigsten, kommt mir vor, insbesondere weil es in der heutigen Konsumgesellschaft so wichtig ist zu besitzen, besitzen und besitzen. Ohne nachzudenken wie sich der überall zu findende Zeug auf unsere Psyche auswirkt, denn zu viel Zeug und Unordnung sind wissenschaftlich nachgewiesene Belastungsfaktoren. Stress haben wir heutzutage alle genug, warum sich dann nicht in den eigenen vier Wänden davon möglichst befreien?
Es kommt mir vor, dass viele Leute nicht mitdenken, geschweige denn vorplanen. Sich eine künftige Raumgestaltung nicht vorstellen zu können oder wollen, wie es zu Hause mal aussehen könnte. Klar, dafür wird man auch jahrelang ausgebildet. Ich finde es dennoch schade, dass das nicht jeder kann. Deshalb passen die Materialien, die Proportionen oder die Töne und Farben der Möbelstücke oft nicht wirklich zueinander, was Unruhe schafft. Ein zu hohes Regal vor dem Fenster, zu viele Pflanzen, die den Raum optisch ersticken, unterschiedliche Holztöne der Möbelstücke, dunkle Möbel in Räumen mit niedrigen Decken… Die Liste ist lang. Mir ist es immer ein großes Anliegen, auch wenn ich unterschiedlichste Stile mische, die Teile doch zueinander passen zu lassen. Ein Leitfaden ist immer zu finden – die Formen, das Farbkonzept, die Texturen – ergänzen sich und schaffen ein komplettes Bild.
Alles beim Interior erzählt eine Geschichte, die Einrichtungsstücke sind wie die Seiten eines Buches. Ein guter Roman hat klare Logik, eine gelungene Musikkomposition folgt ihren eigenen, ganz bestimmten Regeln. Zusammenhänge, die miteinander agieren, um ein Ganzes zu schaffen. Auch wenn man kein großes Budget hat, kann man mit ein bisschen strategischer Vorplanung und Recherche schnell ein stimmiges Interieur verwirklichen und es lange genießen.
“Ich finde die schönsten Wohnräume sind diejenigen, wo die Bewohner sich Zeit gelassen haben um nicht nur IM, sondern auch MIT dem Raum zu leben.”
Die Art wie wir Leben und die Bedeutung unseres persönlichen Wohnraums hat sich mit der Zeit verändert. Welche Interieur-Trends findest du für 2023 besonders spannend?
Der kahle Minimalismus, der mit seinen starken Linien und Schwarz-Weiß-Grau Tönen die letzten Jahre so geprägt hat, wird einer einer gemütlicheren, weicheren Variante Platz machen. Skulpturale Silhouetten werden die Räume mit einer neuen Weichheit schmücken. Hier spielt natürlich die Möbelauswahl mit, denn wie kann ich einem Kunstwerk oder einem besonderen Teil den Platz geben, den es braucht, um strahlen zu können? Das finde ich total spannend, denn gelungene Einrichtung besteht nicht ausschließlich aus reinem Mobiliar.
Dieser Trend ist schon in den meisten Interior Shops angelangt, es gibt überall Vasen, Dekoobjekte, Lampen und dem Ähnliches, ein Ozean fließender Formen! Viele abgerundete Möbelstücke schlummern schon ne Weile am Horizont, wie das Togo Sofa von Ligne Roset, und dem ähnliches, poppt seit einer Weile überall auf. Ich denke oft an die inspirierende Wohnung von Solange Knowles, die unlängst im Apartamento Magazine zu sehen war. Ihr Zuhause hat einen eigenen Flow, wirkt easy und besonders, gleichzeitig modern und nostalgisch.
Eine willkommene und schöne Trendwendung, so sehr ich den puren Minimalismus liebe! Den kann man ja auch mit ein paar zusätzlichen Kurven ausüben. Ich glaube die neue Optik ist eine klare Antwort auf die stressige und rigide Stimmung der letzten paar Jahre, denn wir Menschen brauchen jetzt im Zuhause gefühlt mehr Gelassenheit und Weichheit, Wärme und Sicherheit. Das ist was Uriges in uns, das durch den irren Nachrichtenzyklus und unsere ständige Erreichbarkeit wiedergeweckt wurde. Die stressige Aussenwelt kann gerne vor der Tür bleiben, wir machen uns es daheim richtig gemütlich.
Der andere große Trend, den ich willkommen heiße, ist die Nachhaltigkeit. Endlich, endlich kommt sie bei vielen Menschen an, denn das ist eine Notwendigkeit für eine gute Zukunft. Glücklicherweise bedeutet dieser Begriff nicht mehr “unappetitlich aber halt öko”, denn der Markt für edle, schöne Gebrauchtgegenstände ist wirklich am aufblühen. Ich freue mich extrem darüber, weil mein Architektinnenherz für nachhaltiges Bauen und inspirierende, technisch ausgeklügelte Lösungen für unseren Planeten, schlägt. Dennoch bin ich ein Ästhet und möchte meine gestalterischen Vorlieben nicht vernachlässigen.
“Alles was hier reinkommt muss beides können – schön sein und gut funktionieren.”
Dein Einrichtungsstil ist eher monochrom und puristisch. Was war dir beim Einrichten der Wohnung wichtig und wieviel Mitspracherecht hatte dein Mann?
Mein Mann ist ein wunderbarer Mensch der weiß, wie sehr mich kreatives Schaffen erfüllt. Er lässt mir mehr oder weniger freie Hand, wünscht sich hier und da eine Kleinigkeit, aber im Großen und Ganzen ist das, was man bei uns sieht, von mir.
Beim Einrichten der Wohnung war es essentiell sie nicht mit Unordnung zu füllen und der Architektur gerecht zu werden. Das, was wir vorgefunden haben, hat zum gewissen Teil den Einrichtungsstil mitdiktiert. Der Industrieparkettboden hat uns zu hellen Naturholzmöbeln geführt, abgesehen davon, dass ich das eh so bevorzuge. Das schräge Dach, aber dennoch hohe Decken haben die Lage und das Aussehen der Aufbewahrungsmöbel festgelegt. Großzügiger geschlossener Stauraum war mir sehr wichtig – offene Regale sollten nur der Darstellung schöner Dekoobjekte oder Bücher dienen. Alles andere soll sich hinter geschlossenen Türen verstecken, die Schränke müssen mit den Wänden optisch verschmelzen, um die Räume nicht unnötig kleiner wirken zu lassen.
Nach 10 Jahren in einer Einzimmerwohnung zur zweit wussten wir auch, dass wir nicht unmöglich viel Zeug brauchen. Wenn was in die Wohnung kommt, dann auschließlich was Funktionales, Qualitatives und Hübsches. Bei uns sind sogar die Käsemesser, Mülltonnen oder Kleideraufhänger “Teil des Konzeptes”. Warum auch nicht? Jeden Tag muss man die Dinger verwenden, dann können sie auch unserem Sinn für Ästhetik entsprechen.
Obwohl die Einrichtung der Wohnung simpel und clean ist , findet man einige Design-Klassiker. Durch das farblich reduzierte Interieur kommen diese besonderen Möbelstücke besonders gut zur Geltung. Woher kommt die Liebe zu Bauhaus-Klassikern und besonderen Designstücken?
Die Liebe zu gutem, effizientem und schlichtem Design war immer ein Teil von mir, auch vor dem Architekturstudium. Ich habe es immer geschätzt zu sehen, wie viele Gedankenprozesse und Mühe in ein Produkt eingeflossen sind und die Geschichten aus dem Hintergrund zu erfahren. Denn je einfacher ein Stück aussieht, desto mehr mentale Kraft, Mühe und Zeit musste man in den Entwurf stecken.
“Less is More” bedeutet für mich auch, dass der kreative Prozess ein langer, aber fruchtbarer war. Die Schlichtheit ist schlußendlich die Königsdisziplin der gestalterischen Arbeit. Je mehr ich mich mit dem kreativen Prozess und all den Stolpersteinen, die er beinhält, beschäftigt habe – desto mehr Respekt habe ich für die großen Meister der Moderne.
“Less is more, aber mit Pfiff!”
In eurer Wohnung steht ein wunderschönes, altes Klavier, das dem Raum eine besondere Note verleiht und Leben. Gibt es eine Geschichte zu dem Klavier? Was macht für dich persönlich eine Wohnung interessant und gemütlich?
Das Klavier ist eigentlich nagelneu und digital, damit es gespielt werden kann ohne die Nachbarn zu stören. Wir haben uns bewusst für ein klassisch aussehendes Modell entschieden, um der geradlinigen Optik des Interieurs etwas entgegenzuwirken und der Wohnung mehr Charme zu verleihen. Es steht in unserer “Kulturecke”, unweit des großen Bücherregals. Somit wurde der Gang zu einem Ort des Verweilens. Wir haben mit diesem gestalterischen Eingriff gefühlt ein extra Zimmerchen bekommen.
Eine Wohnung wird für mich interessant, wenn sie mich durch ihre Einrichtung nicht überwältigt, sondern meinen Sinnen schmeichelt! Wenn ich sehe, dass sich die Bewohner dem Thema wirklich gewidmet haben, nicht hektisch irgendwelche Stücke zusammengewürfelt haben, die dann auch nicht zusammen passen.
So was geht auch mit einem kleinem Budget, es muss nicht heißen, dass eine gelungene Einrichtung teuer sein muss. Ich suche immer nach einem stimmigen Gefühl – denn visuelle Harmonie ist das, was beruhigt und einen Raum gemütlich wirken lässt. Auch eine bunte Wohnung kann toll sein, es muss nicht hauptsächlich Weiß und Beige sein, wie bei mir.
Woher stammen all die tollen Design-Pieces? Habt ihr diese über die Jahre gesammelt oder beim Einrichten der Wohnung neu angeschafft?
Das große, gemütliche Sofa der kroatischen Marke Prostoria haben wir vor 7 Jahren für unsere alte Wohnung gekauft, wohl wissend, dass es für die zu groß war. Wir wussten aber, dass wir irgendwann ausziehen würden und nach zig Ikea Sofas, die nach ein paar Jahren den Geist aufgegeben haben, war es Zeit für was Gescheites und Langlebiges. Wir haben uns nicht geirrt. Alle anderen besonderen Teile sind Second Hand. Ich suche lange und ausgiebig auf Willhaben, das ist zu meinem Hobby geworden. Manchmal gezielt, manchmal nicht, mal schauen ob sich was ergibt.
Den Wassily Stuhl von Marcel Breuer habe ich wie ein Trüffelhund erschnüffelt und bin am folgenden Tag 2 Stunden hingefahren, um ihn nicht aus meinen Pfoten zu verlieren! Den Barcelona hingegen, habe ich durch pures Zufall gefunden. Er poppte als “Neu in deiner Nähe”, basierend auf meinem Suchverlauf, auf. Das war an meinem Geburtstag, also war es klar, dass ich ihn mir selber zum Geburtstag schenken musste. Jetzt setzt sich mein Baby so gerne drauf – der wird von kleinauf gutes Design kennen!
Meine idealen Esstühle, die Wishbone Chairs von Hans Wegner, wollte ich seit gefühlt 10 Jahren haben. Jedes mal als ich in Skandinavien war habe ich gelitten, weil ich sie nicht hatte, denn es gab bei uns nicht ausreichend Platz für einen Esstisch. Glücklicherweise habe ich vergangenen Herbst deine Story gesehen und jetzt beschmücken diese Klassiker mein Wohnzimmer. Ein wunderbarer Schicksalsschlag! (Anm.d.R. Maja hat unseren “alten” CH24 Stühlen ein neues Zuhause gegeben)
“Man sollte dem Gebauten durch die Inneneinrichtung Respekt zeigen und es vervollständigen, nicht dagegenwirken.”
Gibt es noch ein Möbelstück auf deiner Wishlist?
Unzählige, ich habe so viele Ideen! Momentan denke ich oft an die Pallisade Stühle und Tisch von HAY, für die Terrasse. Ausserdem finde ich dass eine Cassina LC 4 Chaise Longue und ein Eames LCW Stuhl in Esche Natur hervorragend in die Wohnung passen würden. Oder auch ein großer Couchtisch aus Marmor von Menu. Wie man sieht, wären mir 500 m2 Wohnraum nicht genug, um allen Wunschstücken Platz zu geben!
Was ich aber plane zu besorgen ist The Spanish Chair von Fredericia, entworfen vom Børge Mogensen. Das ist DER ultimative Stuhl für mich, so schlicht aber so mächtig! Während jeder Reise nach Kopenhagen schaue ich, dass ich mindestens in einem Exemplar gesessen bin. Irgendwann wird auch er hier stehen.
Wie verbringt ihr eure Freizeit wenn ihr nicht in eurem wunderschönen Zuhause seid?
Wir lieben es zu flanieren und sind stundenlang unterwegs, früher Hand in Hand und heute mit Händen auf dem Kinderwagenlenker. Gute Bücher lesen, was interessantes auf Netflix und Co. anschauen, Fahrrad fahren, auf Konzerte gehen, geil Essen gehen, Ausstellungen anschauen… Wir wohnen in Wien, weil wir das Kulturangebot schätzen und nutzen es liebend gerne aus. Gleichzeitig sind wir oft in den umliegenden Wäldern zu finden, wir haben alle Stadtwanderwege gründlich absolviert und uns sogar die Wandernadel geholt.
Ansonsten verreisen wir äußerst gerne, am liebsten nach Skandinavien, was beim Einblick in die Wohnung ziemlich offensichtlich ist. Oder an die kroatische Küste, nach Italien, in die Türkei oder in die wunderschönen österreichischen Berge. Nach der Pandemie ist Reisen zum besonders süßen Thema geworden, die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit wissen wir umso mehr zu schätzen. Wir hoffen es bald wieder nach Japan zu schaffen, dort ist die Architektur ganz was besonderes! Das muss ich wieder durch Osmose in meine Seele fließen lassen und schauen, wie ich die Eindrücke in die Wohnung gestalterisch einbringen kann!
Wo gehts du in Wien gerne Wohnaccessoires und Kleidung shoppen? Hast du hier Lieblingsadressen oder bist du eher ein spontaner Shopper?
Ich bin sowohl eine Online Shopping Detektivin, die wochen- oder monatelang nach dem perfekten Piece sucht, sowie eine die beim Spazieren etwas sieht und es ohne zu zögern sofort mitnimmt. Shoppen entspannt und inspiriert mich immer wieder aufs Neue.
In Wien gehe ich gerne zum Copenhagen Hus und Volta. Ich würde gerne 90% beider Läden in meine 4 Wände transplantieren, dafür ist leider doch nicht genügend Platz. Für das, was ich mir vorstelle, bräuchte ich ein Palast!
Zu den Lieblingslocations zählen auch das Scandinavian Design House, die Sellerie, Bolia und Bo Concept. Ansonsten mag ich Concept Stores, wie das WYT im 18en, das NFive in der Neubaugasse, Mala in der Josefstädterstrasse und, versteht sich, das Herr und Frau Klein sowie das Dotkind für Babysachen.
Natürlich auch COS, dessen absolutes Opfer ich seit schon 12 Jahren bin. Glücklicherweise gibt es noch keine Arket Filiale in Wien, wenn das mal passiert wird es für meine Geldbörse sehr belastend. Aesop ist ästhetisch und produkttechnisch ein absolutes Highlight, sowie die Saint Charles Apotheke oder der StattGarten, wenn es um Kosmetik und Pflegeprodukte geht. Für frische Blumen gehe ich gerne zu Dolls Blumen im 8. oder Miraflores im 15., und seit Jahren zum Citybiker im 7. für alle fahrradbezogene Themen.
Welche sind deine 5 Lieblingsblogs oder Instagram Accounts rund um Interior und Lifestyle Themen?
Es gibt zu viele zu nennen, denn ich folge auf Instagram gefühlt einer Million Accounts. Momentan schaue ich gerne bei @hannahvranko vorbei, weil ich ihren reduzierten aber dennoch warmen Stil sehr mag. Die Berliner Wohnung vom @ckuemmecke ist mit so viel Liebe durchdacht, er inspiriert mich immer wieder aufs neue. @fredrikrisvik folge ich seit Jahren, sein Account ist ein Fenster nach Stavanger, das ich total cool finde. Die Gründerin der Designmarke Hay, @mettehay, erinnert mich immer daran, doch nicht alles in Grau, Weiß und Schwarztönen haben zu müssen. Und für Wiens Food Szene und Kopenhagen Liebe folge ich so gerne @simoneraihmann (Anm.d.R. : Simones Homestory findet ihr hier), die immer coole und leckere neue Gastroziele postet, ihr Feed ist eine wahre Schatztruhe!
Zum Schluss verrate uns doch bitte ob du ein spezielles Lebensmotto hast oder ob es einen Leitsatz gibt der dich prägt und tagtäglich begleitet?
Mein Lebensmotto ist “No guts, no glory”. Aus der Komfortzone auszutreten ist so herausfordern und schwierig, aber wenn man es getan hat, ist nur der Himmel die Grenze.
“Am liebsten reisen wir nach Skandinavien, was beim Einblick in die Wohnung ziemlich offensichtlich ist. “
Majas Design Sammelsurium hab ich bereits in meinem Trend Report zu Chrom angeteasert. Und ihre Wiener Wohnsinnige Homestory ist auch eine gute Überleitung zu einem Bericht, den es bald zu lesen gibt. Wir widmen uns dem Bauhaus Stil und sehen und den ein wenig genauer an.
Bis es soweit ist, könnt ihr aber noch gern im Homestory Archiv gustieren, das euch hoffentlich schon Lust auf die nächste Story macht. Da besuchen wir nämlich eine Foodfotografin und Bloggerin in ihrer zauberhaften Gartenwohnung.
Wohnsinnige Grüße,
Melanie