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Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich im Sommer Strand und Meer gegen Berge und Wandern getauscht. Ein Aktivurlaub mit viel Bewegung, wo man doch in ganz Europa perfekte Voraussetzungen für eine faule Woche am Meer hat, erschien mir für einen Sommerurlaub als wenig erholsam und schlichtweg zu anstrengend. Ich würde mich nicht als unsportliche Person bezeichnen, aber eine Woche liegend im Sonnenbett klang einfach verlockender als schweißtreibende Fußmärsche bergauf. Die Kombination aus einem hitzeempfindlichen Mann, einem neugeborenen Baby und einer Pandemie, die Flugreisen unsicher machte, führte dazu, dass ich meine Meinung über einen Urlaub in den Bergen nochmals über den Haufen warf und einen Urlaub in Südtirol buchte. Die Woche bei unseren italienischen Nachbarn war ein wahres Erlebnis und hat meine Meinung über Urlaub in den Bergen von Grund auf verändert. Das Feuer ist entfacht und ich plane gedanklich schon meine nächste Reise. Heute teile ich meinen ersten Südtirol Travel Guide mit euch. Viel Spaß beim Lesen!
Reisebericht: Südtirol Travel Guide
Vom Hotel hoch über der Landeshauptstadt aus haben wir unsere Tagesausflüge gestartet. Dabei war uns wichtig, dass es auch babykompatible Routen sind : nicht zu lange, nicht zu beschwerlich und mit der Möglichkeit für Pausen zum Füttern und Wickeln unseres Sohnes. Durch das umfangreiche Angebot der Region fiel es mir aber tatsächlich schwer mich für ein paar zu entscheiden. Es gibt so viele Möglichkeiten. Sei es ein Tag am See, Kulturprogramm in der Stadt, eine Wanderung auf der größten Hochalm Europas, das süße Nichtstun mit Dolce-Vita-Feeling genießen oder Weinverkosten in einem der Gutshöfe.
Ausflug nach Bozen
Unser erster Ausflug führte uns in die Hauptstadt Südtirols – nach Bozen. Bozen ist eine malerische Stadt, eingebettet zwischen Weinbergen und den Dolomiten versprüht sie mediterranes Flair, obwohl sie mitten in den Alpen gelegen ist. Kleine verwinkelte Gassen laden zum Schlendern und Entdecken ein. Vorbei am Obstmarkt die historische Laubengasse runter sind dann nach links auf den Waltherplatz abgebogen. Die Geschichte von Bozen geht bis ins 12. Jahrhundert zurück – in der Laubengasse ist dies noch wahrhaftig spürbar. Schmale, bunte Häuser reihen sich aneinander, auf der gepflasterten Straße findet ein reges Treiben statt.
Wir haben uns einfach treiben lassen und den Flair auf uns wirken lassen. Wir hatten Glück nahe des Stadtzentrums einen Parkplatz in einer blauen Zone zu ergattern. Mit Easy Park kann man per App bezahlen und muss nicht beim Parkometer nachlegen gehen. Es gibt auch einige Tiefgaragen die sehr zentral sind, denn Parkplätze nah dem Stadtzentrum für Nicht-Anrainer sind dünn gesät.
Wanderung in Obereggen zur Oberholz Hütte
Das 45 Minuten entfernte Ski-und Wandergebiet Obereggen im Eggental ist bis zur Talstation mit dem Auto erreichbar. Unser Ziel war das architektonische Juwel, welches direkt neben der Bergstation des Sesselliftes steht: die Oberholz Hütte. Mit dem Lift rauffahren ist natürlich auch möglich (für ganz Faule). Man sollte sich aber den leckeren Kaiserschmarren schon verdienen, um dem schlechten Gewissen keine Angriffsfläche zu bieten. Daher sind wir mit der Gondel bis zur Mittelstation gefahren und die restlichen 500 Höhenmeter in knapp einer Stunde mit ordentlich Tempo raufmarschiert. Bei der Wanderung ab der Talstation benötigt man ca 45 Minuten länger. Hier findet ihr eine genaue Beschreibung der Wanderwege.
Die Hütte selbst besteht aus drei Stuben, die scheinbar über der Piste schweben und je eine andere Berggruppe in Szene setzen. Die großen Panoramafenster bieten zu jeder Jahreszeit einen atemberaubenden Blick auf die Bergwelt Südtirols. Die gesamte Struktur besteht aus Holzportalen, die im Innenbereich sichtbar bleiben, um die komplexe, kurvilinare Geometrie räumlich noch mehr zum Ausdruck zu bringen – ein faszinierender Anblick und der beste Beweis, dass Berghütten nicht zwingendermaßen urig sein müssen. Die gesamte äußere Fassade besteht aus Lärchenholzlatten, die Tragstruktur und die Innenverkleidung aus Fichtenholz. Good to know: Der verwendete Außenholzschutz kam von ADLER LACKE, meinem langjährigen Partner.
Bei Schönwetter kann man Außen auf der 360° Terrasse Platz nehmen und sich eines der leckeren, bodenständigen Gerichte schmecken lassen. Wir orderten eine heiße Suppe, eine Speckjause und anschließend eine Portion Kaiserschmarren. Anschließend sind wir knieschonend mit dem Sessellift bergab gefahren.
Lago di Carezza – Karersee
Am Heimweg von Obereggen macht es Sinn gleich einen Abstecher zum sagenumwobenen Karersee zu machen. Der malerische Bergsee befindet sich unterhalb des Karerpasses am Fuße des Latemar Massivs. Die Gegend ist sehr beliebte Strecke für Motorradfahrer sim Sommer (die vielbefahrene Strecke führt direkt am See vorbei) und ein bekanntes Skigebiet im Winter. Der See selbst ist ein geschütztes Naturdenkmal und wegen seiner tiefgrünen Farbe und der sich darin spiegelnden Bergkette bekannt. “Leider” ist der Ort sehr instagram-worthy und aus diesem Grund auch recht überfüllt. Am angrenzenden Parkplatz kann man 15 Minuten gratis parken, anschließend zahlt man 1 € pro Stunde. Am besten man besucht den wunderschönen Bergsee früh morgens oder am späten Nachmittag. Good to know: Der See selbst kann per Trampelpfad umrundet werden, ist jedoch eingezäunt, da die Ufer nicht betreten werden dürfen.
Rastenbachklamm, Kalterer See & Weingut Manincor
Wenn man im Sommer nach Südtirol reist, kann es in der Gegend um Bozen recht heiß werden. Daher ist an manchen Tagen eine Wanderung in einer Klamm eine willkommene Abkühlung. Die Rastenbachklamm ist unweit der südtiroler Landeshauptstadt gelegen und führt an weitläufigen Wein-und Apfelfeldern vorbei. Vom Parkplatz Müllereck startet man seine Wanderung abwärts in die Klamm. Sehr schnell spürt man, wie sich die angenehm kühle Luft breit macht. Man passiert beeindruckende Flora und Fauna und ein wildromantischer Wasserfall. Über Treppen und kleine Brücken wandert man bergab bis zu einer Aussichtsplattform, die einen tollen Ausblick auf den Kalterer See gibt. Die Infos zur genaue Route in die Rastenbachklamm findet ihr hier.
Anschließend kann man sich im nahegelegenen Kalterer See abkühlen. Der See ist als wärmster Badesee in den Alpen bekannt. Angenehme 24° hatte das Wasser, als wir uns auf den Weg machten um ein Tretboot auszuborgen. Was wir nicht bedacht hatten – es war Sonntag und es gab Kaiserwetter. Die vier Strandbäder waren zum bersten gefüllt und es war kaum möglich einen Parkplatz zu finden. In die Bäder ließen sie coronabedingt nur eine bestimmte Anzahl an Badegäste rein, somit musste man vor der Tür warten, bis jemand das Strandbad verließ.
Für uns mit Baby war das dann doch ein wenig zu viel Tumult, daher sind wir ohne einen Sprung ins Wasser wieder zurückgefahren.
Good to know: Wenn man bei der Gretl am See “nur” ein Tretboot ausborgen möchte, dann muss man sich nicht an der Badekasse anstellen. Die Gretl am See ist ohnehin einen Besuch wert. Ein bekannter Treffpunkt für Locals und Touris – hier gibts allerlei leckere Speisen und coole Drinks.
Am Rückweg nach Bozen kommt man an einigen Weingütern vorbei. Eines davon ist das Weingut Manincor. Es ist eigentlich nicht zu verfehlen, da es direkt an der Südtiroler Weinstraße gelegen ist. Die Kombination aus alter und neuer Architektur des Anwesens ist absolut sehenswert. Neben den feinen biodynamischen Weinen kann man hier auch Bioäpfel, hausgemachte Marmeladen, Honig, Liköre und unsere feinen Weinschokoladen erwerben. Am Gutshof sind neben den Besitzern auch Hühner und Schafe anzutreffen, was den Besuch auch mit Kindern zum Erlebnis macht.
Wanderung auf der Seiser Alm
Der Besuch auf Europa`s größter Hochalm war eins meiner persönlichen Highlights. Die Natur ist unbeschreiblich schön und nirgends fühlt man sich den majestätischen Dolomiten so nah wie hier. Auf 450 Kilometer Wanderwege hat man eine große Auswahl an Routen. Dabei ist hervorzuheben, dass die Alm auch ganz easy mit Kinderwagen befahrbar ist. Ein Großteil der Wanderrouten ist präpariert, die Hauptroute sogar gepflastert, sodass man auch mit einem nicht ganz so geländetauglichen Kinderwagen ein Wandererlebnis hat. Bei uns war es mehr ein Zufall. Wir hatten die Babytrage im Hotel vergessen und dachten schon, dass wir umkehren müssen ohne jemals die Alm gesehen zu haben. Bei der Talstation sahen wir aber bereits einige mit Kinderwagen und auch der nette Liftwart beruhigte uns.
Die Seiser Almbahn brachte uns mit Kind & Kegel auf die Hochalm. Von der Bergstation starteten wir unsere Wanderung Richtung Saltner Schwaige. Dort findet man eine urige Käserei mit typisch südtiroler Schmankerln. An Hütten mangelt es aber auf der Seiser Alm jedenfalls nicht. Eine große Auswahl an urige Hütten steht einem zur Verfügung. Am besten ihr schaut euch mal hier um.
Good to know: die letzte Talfahrt ist im Sommer um 19:00, ab Mitte September und vor Mitte Juni um 18.00. Eine Berg&Talfahrt kostet pro Person 19 €. Der Almbuss (Linie 11) fährt von der Bergstation in Compatsch bis nach Saltria. Man kann also den Rückweg zur Bergstation mit dem Bus nehmen, wenn man zu müde ist oder es zeitlich knapp wird bis zur letzten Talfahrt.
Die Seiser Alm ist aber nicht nur zum Wandern ein Paradies. Es bietet für jeden etwas – sei es eine Kutschenfahrt, Paragliden, Reiten oder Klettern. Neben den Wanderern sind uns aber die Biker am meisten aufgefallen. Die 600 Kilometer Radwege machen die Gegend für alle Radfahrer interessant und dank der E-Bikes auch für ungeübtere zugänglich.
Wir haben uns in einer Hütte einen Radler und ein Speckbrettl schmecken lassen, immer mit Blick auf die malerische Kulisse der Dolomiten.
Apropos Kulinari – hier habe ich leider keine weiteren Tipps für euch, da wir jeden Abend in unserem Hotel ein 5-Gänge-Menü genossen. Den Bericht über unser schönes Hotel, die Architektur sowie weitere Übernachtungstipps in der Region teile ich ganz bald in einem anderen Beitrag mit euch.
Urlaub in Südtirol
Südtirol hat mein Herz im Sturm erobert. Berge voller Wein, freundliche Menschen, die mich auch auf Deutsch verstehen, gutes Essen, die einzigartige Natur. Nirgends hat man aufgrund des Klimas eine so umfangreiche Palette an Freizeitaktivitäten wie hier im Alto Adige. Italienfeeling mit alpinem Flair.
Dieser Urlaub hat mir gezeigt, dass man auch mal getrost das Meer mit den Bergen tauschen kann und ein Aktivurlaub auch mit einem Kleinkind möglich ist – sogar besser als gedacht. Ich hoffe euch hat mein SÜDTIROL TRAVEL GUIDE gefallen. Falls euch nun das Reisefieber gepackt hat, dann schaut euch mal diesen Beitrag an.
Ci vediamo presto!
Südtirol ist einfach der Hit – war damals als Kind mit den Großeltern, dann als Jugendliche nicht mehr, aber seit einigen Jahren dafür umso lieber wieder :) Und die Oberholzhütte schaut so traumhaft aus. Liebe Grüße Tammy