{home tour} Über den Dächern des Servitenviertels – das farbenfrohe Zuhause von Gioia

Ein lieber Freund hat mich auf das farbenfrohe Zuhause von Gioia aufmerksam gemacht. Der im Big Apple lebende Produktdesigner Gerald Riedler schickte mir Screenshots ihrer vier Wände und schrieb: “Das wär doch was für deine Wiener Wohnsinnigen Homestories?!” Und wie recht er hatte. An dieser Stelle nochmals ein großes Danke an dich, lieber Gerald – denn ohne dich würde dieses inspirierende Zuhause über den Dächern des Servitenviertels wohl im Verborgenen bleiben.

Das Servitenviertel ist eines der malerischsten Gegenden Wiens. Hier treffen Eleganz, Gemütlichkeit und Geschichtsträchtigkeit auf einander. In einer ruhigen Seitengasse des Grätzels befindet sich in einem Mehrparteienhaus ganz oben das Zuhause von Art Director und Fotografin Gioia und ihren Liebsten. Wenn man die Penthousewohnung betritt, fällt einem gleich der hellgraue Gussboden auf. Er zieht sich wie ein roter Faden durch die vier Wände von Gioia und Jonathan. Oder besser ich sage grüner Faden, denn neben den farbenprächtigen Berberteppichen fällt einem eines sofort auf: die Farbe Grün ist allgegenwärtig. Sei es der Treppenaufgang zur großen Dachterrasse, der in einem satten Salbeigrün erstrahlt, das komplett in Grün geflieste Badezimmer oder die Küchenarbeitsplatte aus grünem Quarzit.

Und mit ihrer Natursteinplatte liegen die beiden auch absolut im Trend. Zurückhaltender Marmor war gestern – immer öfters sieht man Küchen, in denen ein farbiges Statement gesetzt wurde. Die große Kücheninsel ist übrigens das Herzstück der Wohnung und lässt keine (Design)Wünsche offen. Ich freue mich sehr, euch heute in das farbenfrohe Zuhause von Gioia mitnehmen zu dürfen. Hoch das Bein, bitte treten Sie ein.

Liebe Gioia, danke dass du heute die Türen zu eurem stylischen Loft geöffnet hast. Erzähl mal, mit wem lebst du denn hier überhaupt und wie groß ist eure Wohnung?

Danke dir, Melanie. Ich wohne hier mit meinem Mann Jonathan und unserer Tochter Zadie. Wir sind im April 2021 eingezogen und haben die Wohnung im Oktober 2020 belegfertig gekauft. Die Wohnung hat 160 Quadratmeter Wohnfläche und verfügt über eine 110 Quadratmeter große Dachterrasse.

Ihr habt euch ein persönliches Refugium mitten im malerischen Servitenviertel geschaffen. Das ist wie ein Jackpot in der Immobilienlotterie Wiens. Wie lange habt ihr nach dieser Wohnung in dieser Traumlage suchen müssen?

Ehrlich gesagt ging alles wirklich schnell. Wir sind Ende August 2020 schwanger und mitten der Pandemie von San Francisco nach Wien gezogen und haben uns entschlossen hier eine Wohnung zu  kaufen. Mitte Oktober gehörte die Wohnung bereits uns.

Wir lieben Grün! Für uns ist Grün neutral, elegant, klassisch aber dennoch verspielt.

Wie gestaltete sich der Prozess – haben du und Jonathan alles gemeinsam entschieden, oder würdest du sagen, einer von euch hat Zuhause die sprichwörtliche Hose an?

Das meiste im Entstehungsprozess war wirklich eine Teamarbeit. Die Ästhetik der Wohnung war für uns beide sehr wichtig: Wir wollten, dass sie uns widerspiegelt. Jonathan ist der organisierte, praktische von uns beiden. Ich hingegen kann mit dem Wort praktisch eigentlich gar nichts anfangen. Ich habe vor Jonathan immer in bunten Wohnungen gelebt, die überhaupt nicht funktional wahren. Bevor wir eingezogen sind, hatten wir Monate lang nur über die Wohnung gesprochen – es war wie eine Sucht. Jedes Zimmer, jedes Objekt, jede Steckdose. Unsere Freundin und Künstlerin Eva Beresin hat uns mit dem Design und der Umsetzung in der Wohnung geholfen. 

Wenn man so durch eure Räume schreitet, fallen einem sofort zwei Dinge auf: Die offensichtliche Vorliebe für die Farbe Grün und bunte Berberteppiche. Lieg ich da richtig, oder ist das reiner Zufall?

Ja, wir lieben Grün! Für uns ist Grün neutral, elegant, klassisch aber dennoch verspielt. Außerdem nennen wir die Treppenfarbe bei uns immer  ‘Wienergrün’ – wir sehen es überall, und fanden es deswegen so passend in unserer modernen Wiener Wohnung. Berber Teppiche an sich sind schon Kunst. Jeden einzelnen, den ich bis jetzt gesehen habe, ist eine faszinierende kreative Auseinandersetzung von Material, Textur und Farbe. Wir wollten den kühl wirkenden Gussboden mit bunten Teppich Wärme verleihen und verschiedene Materialien untereinander kombinieren.

Was würdest du jemanden raten, der sein Zuhause gestalten möchte und gern mehr Farbe integrieren möchte, sich aber nicht recht traut? Hast du ein paar Tipps für die Umsetzung?

Ich würde sagen, wenn du das Objekt in der Farbe liebst – go for it! Wenn du aber das Gefühl hast, dass es nur ein Objekt ist, bei dem die Farbe zweitrangig ist, solltest du es nicht kaufen, weil es dich schnell langweilen könnte und es die Aufmerksamkeit von anderen Dingen ablenkt, die du liebst, anstatt die Wohnung zu bereichern.

War die Entscheidung des Farbkonzeptes für die Wohnküche eine einfache? Ich meine, Gelb und Grün sind nicht die Farben, auf die man als erstes kommt, wenn man eine Küche plant.

Wir haben in den letzten Jahren so viele Wohnungen gesehen, die grau, schwarz, weiß sind. Wir hatten das Gefühl, dass dies nicht zu uns passte und wollten für uns eine moderne und frische Wohnung . Also entschieden wir uns für eine neutrale Farbe, die Eva ‘Unfarbe’ nannte – eine Art Creme- oder Ecru-Ton, der die Basis unserer Wohnung bildet. Die Böden, viele der Accessoires, etc sind neutral und ruhig, die wir dann mit knalligen und bunten Gegenständen, wie z.B. den Teppichen und dem Küchenstein ergänzten. Wir wollten unbedingt einen “lauten” Stein in der Küche, auf dem man aber trotzdem essen kann, ohne das einem schwindlig dabei wird .

“Ich liebe die Kombination von super klassischen Objekten in einer lauten, knalligen Farbe. “

Wo kaufst du gerne Möbel und Wohnaccessoires ein? Gibt es Onlineshops oder Stores in Wien, die du uns gern nennen möchtest?

Wir haben viele Möbel bei Designfunktion gekauft, die Teppiche bei Safran & Cie . Die anderen Sachen kommen einfach zusammen, wenn wir wo Spazierengehen und etwas sehen, dann kaufen wir es am liebsten. Uns fehlt noch vieles in der Wohnung  – Kunst, ein Esstisch und Stühle, Lampen, etc. Ich will mir mit allem Zeit lassen, die Wohnung soll langsam wachsen. Es wird sich in den kommenden Jahren alles ganz natürlich zusammenfügen, da bin ich überzeugt.

Auch dein eigener Kleidungsstil ist von viel Farbe geprägt. Man sieht, du experimentierst gern mit Farben und Formen. Wo kaufst du gern Klamotten ein? Ist Wien dafür überhaupt geeignet oder muss man, um ausgefallene Schätze zu finden, in anderen Städten auf die Suche gehen?

Ich finde wirklich immer und überall etwas! Alt, neu, flippig, glamourös. Das, was das Outfit ausmacht, ist, wie du es kombinierst, wie du es trägst und die Persönlichkeit, die das Outfit in dir zum Vorschein bringt.

Auffällig bei euch sind neben den bunten Berberteppichen auch die zwei knalligen Sessel im Wohnzimmer. Wie wählt ihr Möbelstücke aus?

Die zwei Corbusier Sessel wollten wir schon, als wir die Wohnung gerade erst entdeckten. Die linke Ecke vom Wohnzimmer schreite nach einer L-förmigen Couch, und ich wollte sie unbedingt in einer sogenannten Nichtfarbe wie Ecru. Dazu passte in unseren Augen nur was Knalliges dazu. Etwas, das den Blick auf sich zieht. Ich liebe die Kombination von super klassischen Objekten in einer lauten, knalligen Farbe. 

Du hast mir erzählt, dass die Wohnung noch einiges an Büchern und  Kunst benötigt. Die Pandemie und eure kleine süße Zadie hat diese Pläne jedoch ein wenig verzögert. Habt ihr schon ein paar Kunstgemälde ins Auge gefasst ? Welche Künstler mögt ihr beide gerne?

Ja! Im Moment haben wir nur zwei Gemälde in der Wohnung: eines von Eva Beresin und einen Klimt, die beide an der Wand in unserem Schlafzimmer lehnen, weil wir noch nicht entschieden haben, wo sie hin sollen. Wir würden gerne noch eine Eva Beresin haben, ein Gemälde der israelischen Malerin Or Lapid, die ich liebe. Und vielleicht eine Fotografie von Ren Hang oder Martin Parr. Wir interessieren uns auch für ein österreichisches Werk, vielleicht einen Schiele, und wir suchen nach einem großen Gemälde oder einer Wandmalerei auf der linken Seite der Couch. Wir würden auch gerne einige Keramiken an der Wand zwischen Wohnzimmer und Küche aufstellen, zum Beispiel alte Teller oder eine Statue von Denis Monfleur.

“Das Rosa geflieste Badezimmer meiner Großeltern hat mich inspiriert. “

Hast du einen Lieblingsbereich in eurem Zuhause? Welcher ist das?

Ja, wenn ich im Bett  liege und die Badezimmertür halb offen ist, und ich direkt ins Badezimmer schauen kann. Dann seh ich den Kontrast von der orangenen Türschnalle, den Materialien von unserem begehbaren Kleiderschrank und den grünen Marokkanischen Fliesen.

Eure beiden Badezimmer und die zwei separaten Toiletten sind eins meiner absoluten Highlights in eurer Wohnung . Ich meine, man sieht nicht sehr oft ein komplett grün verfliestes Bad oder eine rosa Toilette. Woher kommt dieses Faible für bunte Bäder?

Meine Großeltern hatten, als ich klein war, ein komplett rosa verfliestes Badezimmer: traditionelle italienische Fliesen. Größer und dicker als unsere und mit weissen Blumen. Das Bild habe ich noch immer im Kopf und es hat mich inspiriert. Außerdem habe ich lange als Art Director und Fotografin für Curology.com gearbeitet, und dort die Liebe für bunte Badezimmer in das Brand gebracht. Daher waren wir damals in San Francisco immer auf der Suche nach bunten Badezimmern für Fotoshoots, und das blieb hängen. Für mich sind die schönsten Badezimmer einfach komplett verfliest und bunt! Jonathan und ich haben uns in die Form, die Farben, das Unebene von Zellige verliebt, das sind bunte marokkanische Fliesen.

 
Euren Boden finde ich sehr gut gewählt. Er hebt durch sein neutrales Grau die Farben der Stücke gekonnt hervor.  Woraus besteht der Boden und würdest du dich nochmals dafür entscheiden einen neutralen Boden – ganz ohne Holz oder Fliesen zu wählen?

Der Boden ist ein Gussboden von der Firma Rhode. Ich liebe den Boden! Er ist so pflegeleicht (was mit einem Baby eine große Hilfe war), und er sieht so frisch aus! Als wir die Wohnung zusammen mit Eva entworfen haben, wussten wir, dass wir die Tatsache, dass es sich um einen Neubau handelt, mit einbeziehen wollten. Ich liebe einen schönen traditionellen Parkettboden, aber ich fand ihn in dieser Wohnung einfach nicht ehrlich, er wirkte deplatziert. Wie Sie schon sagten, bringt der Boden die farbenfrohen Stücke in der Wohnung zur Geltung, und das ist es, was wir wollten. Ich würde ihn auf jeden Fall wieder wählen!

Im Nachhinein betrachtet was würdet ihr jetzt anders machen in eurem Zuhause? Oder seid ihr nach wie vor happy mit all euren Entscheidungen?

Nein eigentlich sind wir so happy hier wie es ist. Wir würden nur gerne noch ein weiteres Zimmer haben und bauen daher eine kleine Hütte aus Glas oben auf der Dachterrasse, welches uns dann als Büro dienen wird.

Na, hab ich euch zu viel versprochen, als ich das farbenfrohe Zuhause von Gioia angeteasert habe? Ich finde die eklektische Dachmaisonette eine wunderbare Bereicherung für meine Wiener Wohnsinnigen Homestories. Alle weiteren findet ihr hier. Feel inspired!

Wohnsinnige Grüße,
Melanie