25. 9. 2023

{home tour} Das Zuhause der Architektin Hana Salley

Unsere heutige wohnsinnige namens Hana wohnt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in einer Wiener Altbauwohnung die, sagen wir mal, einen besonderen Charme versprüht. Die Wohnung trägt zum Teil noch die Handschrift der Vormieterin, einer sehr eleganten, älteren Lady, der die “alte Schule” noch ein Anliegen war. Abgesehen von der kunstvollen Decke zeugt vor allem das Schlafzimmer noch von vergangenen Jahrzehnten. Einer Zeit, in der das Rauchgen noch als richtig galt, und gerade die Damen am liebsten mit einer langen Zigarettenspitze qualmten.

Hier findet man nun Blümchentapete neben einem rosa Plüschteppich, Ikea-Klassiker neben besonderen antiken Stücken und Farben wie Senfgelb und Smaragdgrün. Hana vereinte gekonnt den Stil der der älteren Dame mit ihrem eigenen und machte das Zuhause zu was ganz besonderem. Das Ergebnis ist erfrischender Stil- und Farbenmix. Das Zuhause der Architektin Hana Salley bietet auf jeden Fall eine Quelle an Inspiration und zeigt sehr schön, dass man nicht immer alles “rausreissen” muss um es sich schön zu machen.

Das Zuhause der Architektin Hana Salley  - Wiener Wohnsinnige Homestory

Liebe Hana , vielen Dank, dass du uns heute in deine stylischen vier Wände mitnimmst. Erzähl mal kurz, wie groß ist deine Wohnung? Und mit wem teilst du dir dann zu Hause? 

Vielen Dank für den netten Besuch! Ich zeige euch gerne unsere Wohnung. Sie liegt im 1. Stock eines typischen Wiener Zinshauses im 3. Wiener Gemeindebezirk. Sie ist frisch renoviert und verfügt auf ca. 100 Quadratmetern über ein Vorzimmer, eine große Küche inklusive Speisekammer, ein Bad, ein Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer. Ich wohne in ihr mit meinem irischen Mann Ros und unserem 8-Monate alten Baby Otto.

Das Zuhause der Interior Designerin Hana Salley

Das Zuhause der Architektin Hana Salley

Du hast mir erzählt, dass die Pandemie ausschlaggebend für euren Umzug von London nach Wien war. Viel es dir schwer, von einer Weltmetropole wie London zurück in die vergleichsweise überschaubare Heimatstadt Wien zu ziehen?

Wir haben sechs Jahre sehr gerne in London gelebt. Die Stadt ist natürlich ganz was anderes als Wien. Dort ist immer was los, täglich eröffnen neue Lokale, man trifft laufend neue Menschen, auch Kundschaft, aus Allerwelt. Wien ist ruhig, überschaubar, vertraut – ich bin hier aufgewachsen. Beinahe alles hier ist fußläufig, in London sitzt man täglich stundenlang in irgendwelchen Öffis. Auch in Hinblick auf Reisen punktet Wien: wir können jederzeit spontan ins Ausland fahren – das ist von England auch wesentlich aufwendiger. 

Unterschiede zwischen den Städten machen sich auch in meiner Arbeit als Architektin und Innenarchitektin erkennbar. Etwa in der Art, dem Umfang und der Menge der Projekte die ich lukriere. In London leben viele Menschen in „Townhouses“. Das sind Ein- bis Zweifamilienhäuser bei denen verschiedene Umgestaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Wien hingegen besteht größtenteils aus Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern. Die Ausgangslage bietet ganz andere architektonische Möglichkeiten. Auch in Hinblick auf die Art der Kundschaft unterschieden sich die Städte zu erkennen. In London kommt es vor, dass einen ein Hollywoodstar beauftragt sein Haus umzugestalten. In Wien scheint es dafür eine große Szene junger Menschen zu geben, die sich bei der Umgestaltung ihrer Projekte neue, interessante Designansätze wünschen. Das macht Spaß!

Mein Zuhause ist eine Altbauwohnung “with a twist”!

Wiener Wohnsinnige Homestory - Küche in Grau
Graue Küchenfronten - Wiener Altbauwohnung

Du hast ja Interior Design und Architektur in Irland studiert . Erzähl mal kurz wie kam es denn zu der Entscheidung und ist Irland ein besonders heißes Pflaster, wenn es umS Bauen und einrichten geht?

Als Kind kroatischer Eltern wurde ich auf eine englischsprachige Schule in Wien geschickt und wollte anschließend meine Universitätsausbildung auf Englisch fortsetzen. Ich bewarb mich auf Unis in England und Irland und entschied mich letztlich für Dublin und das dortige University College Dublin. Entscheidend war, dass die für mich interessantesten Unis in England alle in irgendwelchen kleinen Ortschaften lagen. Das hätte ich nicht ausgehalten – ich bin ein Stadtkind. 

Damals wusste ich noch nicht, dass sich Irland zu einem echten Hotspot für Architekten und Designer mit mehreren weltweit bekannten und preisgekrönten Büros entwickeln würde. Das Team des (von Frauen geführten) Architekturstudios Grafton Architects, das 2020 den renommierten Pritzker-Preis gewann, wurde an meiner Universität ausgebildet. Die Sieger der RIBA Royal Gold Medal, O’Donnell and Tuomey, gehörten zu meinen Dozenten. Zu den Absolventen des Studiums gehört Niall McLaughlin, der vor kurzem den Stirling-Preis gewonnen hat und bei dem ich immer noch regelmäßig Inspiration suche. Was Innenarchitekten angeht, entstanden in Dublin auch einige sehr coole junge Studios, deren Arbeit ich bewundere – darunter Boss Studio und Kingston Lafferty Design.

Du hast mir erzählt, dass ihr die Wohnung von einer schicken, älteren Dame übernommen habt, die einen schrulligen Einrichtungsstil hatte . Wie viel von Hana Salley befindet sich deinem eigenen zu Hause und wieviel von der alten Dame ?

Ja genau! Die ehemalige Bewohnerin war eine sehr elegante Frau, die Zigaretten aus einer langen Zigarettenspitze aus den 20ern rauchte. Im Schlafzimmer hatte sie einen beleuchteten Spiegel im Hollywood-Stil und ein goldenes Himmelbett stehen.  Als ich nach einer Wohnung suchte, verliebte ich mich sofort in diese. Mir gefiel die Zimmeraufteilung, die Größe der Räume, die Helligkeit, die Art und Weise, mit der man sich durch die Räume bewegen konnte. Ursprünglich dachte ich an eine Komplettrenovierung, wollte alles rausreißen, von Null anfangen. Die Idee warfen wir aber aus Kostengründen schnell wieder über Bord. Stattdessen überlegte ich, wie ich das in der Wohnung bereits Vorhandene anders nützen könnte. Ich bewertete also alles nochmal, und entdeckte einige Elemente die mir auf den zweiten Blick gefielen. 

Und so begann ich einen „Dialog“ mit der schicken alten Dame. Im Schlafzimmer grüßte ich ihre Blumentapete und ihren Einbaukleiderschrank und antwortete mit einem flauschigen Teppich im französischen Boudoir-Stil und Kugelleuchten aus Milchglas. Im Wohnzimmer behielt ich ihre dunkelgetäfelte Decke und nutzte sie als Akzentpunkt für die Einrichtung einer Retro-Lounge im Stil der 60er/70er Jahre. Ich strich ihren Torbogen zum Wohnzimmer rot, damit er zum Holzdecke passt, als kontrastierenden Farbtupfer fügte ich ein senfgelbes Sofa hinzu. Im Vorzimmer behielt ich die vorhandenen gelbgrünen Baumfliesen und kombinierte sie mit einem Zitronendruck. Ein Einbaugarderobenschrank mit gewölbten Spiegel verbindet das Vorzimmer und das Retro-Wohnzimmer stilistisch. 

Das Zuhause der Architektin Hana Salley
Das Zuhause der Architektin Hana Salley

Wie würdest du einem fremden Menschen am Telefon deine Wohnung beschreiben ?

Eine Wiener Altbauwohnung „with a Twist“. Von den Proportionen her weist sie alle traditionellen Merkmale einer Altbauwohnung auf: große, offene Räume mit hohen Decken. Allerdings hat jeder Raum seine eigene Identität und seinen eigenen Charakter. Während sich die Wohnung modern anfühlt, hat sie doch einen gemütlichen, heimeligen und zeitlosen Vibe. Anstatt sich selbst zu ernst zu nehmen, ist die Wohnung sehr verspielt. 

Gibt es in der Architektur Vorbilder für dich?

Meine Vorbilder reichen über die Grenzen der Architektur hinaus, denn ich bin fest davon überzeugt, dass wahre Kreativität und Wachstum aus einer Vielzahl von Einflüssen entstehen. Meine Mutter etwa war mit ihrer unermüdlichen Arbeitsmoral und dem Mantra „Work hard, play hard“ eine unerschütterliche Quelle der Inspiration. Im männerdominierten Bereich der Architektur kann es eine Herausforderung sein, weibliche Vorbilder zu finden, da die Anerkennung oft erst nach Jahren des Engagements erfolgt. Dennoch gilt meine Bewunderung den belastbaren Frauen, die durchhalten und sich schließlich in diesem Bereich einen Namen machen. Darüber hinaus habe ich Freunde in der Architektur, die ihre unternehmerische Reise angetreten haben und enormen Mut und Entschlossenheit bewiesen haben. Ihre Unternehmungen dienen mir als ständige Motivation und erinnern mich an die unendlichen Möglichkeiten unseres Berufs. In diesen vielfältigen und inspirierenden Menschen finde ich den Antrieb, meine Arbeit als Architektin immer weiter zu verfeinern und neu zu definieren.

“Mein Ziel als Architektin ist es Räume für den Alltag zu schaffen.”

Wie sieht ein Arbeitsalltag bei dir als Mama mit Kleinkind aus? Wie kann man sich die Arbeit einer Innenarchitektin vorstellen?

Ich war bis eben auf Karenz, hab die Zeit als frischgebackene Mutter genießen und mich sehr entspannt auf den Wiedereinstieg in den Berufsalltag vorbereiten können. In den ersten Monaten nach Ottos Geburt habe ich, wenn Otto schlief, ausschließlich an der Renovierung und Einrichtung unseres Büros gearbeitet.

Ich denke, dass mein Alltag jetzt einfacher wird, wenn Otto im Herbst in die Kinderkrippe kommt, und freue mich darauf, die für mich richtige Balance zwischen Beruf und Freizeit/Familie zu finden. In den letzten Jahren habe ich die arbeitsfreie Zeit immer mehr schätzen gelernt. Sie dient mir zunehmend als Quelle der Inspiration, auch für meine Arbeit. Klar freu ich mich aber auch darauf, wenn es wieder so richtig los geht – auf Baustellenbesuche, Kunden- und Teambesprechungen, und vor allem auf das Entwerfen und Zeichnen. Mein Ziel ist es Räume für den Alltag zu schaffen. Dabei ist es egal, ob es sich um Wohnhäuser oder Gewerbeobjekte handelt, denn für beide gilt: der fertige Raum soll gemütlich und zeitlos sein ohne sich selbst zu ernst zu nehmen.

Und welche Designerinnen findest du toll und warum?

Puh, die Liste ist lang.. Toll finde ich die Projekte von Studio Andrew Trotter, John Pawson und Vincent Van Duysen. Sie schaffen es eine minimalistische und zeitgleich warme Umgebung zu schaffen, und nutzen dafür beinahe ausschließlich natürliche Materialien. Die Projekte strahlen eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus.

Im Kontrast dazu, finde ich auch die Projekte von Kelly Wearstler, India Mahdavi und der Soho House Gruppe toll. Sie gehen mit großer Anmut mit Farben und Mustern um und schaffen es die richtige Balance zwischen Gemütlichkeit und Raffinesse zu treffen. Und das alles auf eine sehr verspielte, skurrile Art und Weise. 

Welches Piece steht auf deiner Wunschliste ganz weit oben ?

Ich war schon immer großer Fan von Thonet-Möbeln. Die Bugholz-Esszimmerstühle in unserer Küche werden von Fameg, einer ehemaligen Thonet-Fabrik, hergestellt. Sie haben die traditionelle Thonet-Bugholzform, sind aber in einem neutralen Grauton lackiert, was dem klassischen Stuhl eine moderne Note verleiht. Ich würde gerne einige Thonet-Originale besitzen, insbesondere ein paar ihrer ausgefalleneren Designs oder ein Set ihres klassischen Wienergeflechtstuhls mit gebogenem Metallkörper.

Würdest du jetzt im Nachhinein noch was anders machen bei euch zuhause oder bist du happy wie es ist?

Ursprünglich wollte ich die Wohnung ja entkernen und den Grundriss neu gestalten. Im  Nachhinein bin ich froh, dass wir das nicht gemacht haben. Mir gefällt die Raumaufteilung und das Design. Ursprünglich hätte ich etwa die Waschküche entfernt, jetzt freu ich mich, dass wir sie haben – erweist sie sich insbesondere jetzt mit Baby als sehr nützlich. Wir konnten viele Einbaustauräume in der Wohnung unterbringen, so dass die Wohnung ihren minimalistischen Look beibehalten kann und Form mit Funktion kombiniert.

Hast du ein paar Empfehlungen aus deinem Grätzel?

Ja! Direkt von unserem Wohnzimmer aus liegt ein kleiner Platz, und auf diesem unser Lieblingsrestaurant Pumpui – ein sehr gemütliches thailändisches Restaurant das im Sommer unter einem großen Baum seine Tische aufstellt. Für einen After-Work-Drink gehe ich am liebsten mit Freunden zur Hafenkneipe am Donaukanal. Das ist eine sehr entspannte, bodenständige Alternative zu den meisten Lokalen am Kanal. Für die beste Pizza in Wien muss man das Cibo Colorato ausprobieren – das ist eine winzige Pizzeria die in einem umgebauten Würstelstand untergebracht ist. Unkonventionell und lecker!

Ich begann einen „Dialog“ mit der schicken alten Dame. Im Schlafzimmer grüßte ich ihre Blumentapete und ihren Einbaukleiderschrank und antwortete mit einem flauschigen Teppich.”

“Ich bin fest davon überzeugt, dass wahre Kreativität und Wachstum aus einer Vielzahl von Einflüssen entstehen.”

Wie sieht der perfekte Tag in Wien für dich aus? Was muss man gesehen haben, wo muss man essen gehen wenn man deine Heimatstadt das erste Mal besucht.

Ich bin ein totaler Foodie – mein perfekter Tag in Wien dreht sich also ums Essen und Trinken. Ich würde den Tag mit Kaffee und einem Cruffin von Öfferl in der Wollzeile beginnen. Dann würde ich den Ring entlang zum Naschmarkt spazieren und dort die leckeren Waren und die bunten Verkaufsstände bestaunen. Anschließend kann man sich die Highlights des Kaiserlichen Wiens anschauen, angefangen mit den ehemaligen Pferdestallungen im Museumsquartier (inklusive Erfrischungsdrink in einer der dortigen Bars). Danach führt der direkte Weg durch den Maria-Theresien-Platz zum Tor der Hofburg – einem städtebaulichen Meisterwerk. Das Palmenhaus steht als nächstes auf der Liste und ist der perfekte Ort fürs Mittagessen.

Da isst man mit Blick auf den Burggarten und kann sich vom Großstadtlärm etwas erholen. Wenn jemand Shoppen möchte, empfehle ich gerne die vielen kleinen Läden und Boutiquen im 7. Bezirk. Abends würde ich einen Spaziergang am Kanal empfehlen. Da tummeln sich viele junge Leute und es ist immer was los. Im Neni am Wasser kann man dann in gemütlicher Atmosphäre zu Abendessen. Falls jemand noch einen weiteren Tag dranhängen kann, und zufällig im Spätsommer in Wien ist, dem würde ich einen Ausflug zu den Weingütern am Nussberg empfehlen. Eine Heurigentour mit guten Freunden ist immer lustig!

Zum Frühstück esse ich am liebsten…. Frisches Obst vom Markt, kleingeschnitten mit etwas griechischem Joghurt, Nüssen und Honig. Dazu einen frisch gemahlenen Specialty Kaffee den mein Mann für mich zubereitet.

Die beste Investition in unserem Zuhause war… Unser Vintage-Barschrank. Wir wollten etwas mit Vintage-Flair, das die Retro-Atmosphäre des Wohnzimmers ergänzt. Etwas, das als Sideboard fungiert, uns aber auch zusätzlichen Stauraum und den Überraschungsfaktor einer versteckten Bar bietet. Das ist uns gelungen.

Mein Lieblingsraum ist… Unser Wohnzimmer. Das Tageslicht von den Fenstern locken einen vom Vorzimmer durch den roten Torbogen hinein. Im Winter finde ich es da besonders gemütlich mit der dunklen Holzdecke und dem warmen Steinkamin. 

Mit Hana Salleys Zuhause leiten wir nun offiziell den Herbst auf Wiener Wohnsinn ein. Und falls ihr nun noch mehr Lust auf die Wiener Wohnsinnigen bekommen habt, findet ihr hier noch viele andere mehr.

Wohnsinnige Grüße,
Melanie

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Liebes Wiener Wohnsinn-Team,

die Homestory mit der Architektin Hana Salley hat mich total begeistert! Die Liebe zum Detail und die durchdachte Gestaltung ihres Zuhauses sind einfach inspirierend. Es ist immer spannend zu sehen, wie Profis ihre eigenen Räume gestalten. Vielen Dank für diese faszinierende Einblicke und die tolle Homestory!

Mit begeisterten Grüßen,
Marion

Hana has definitely found her niche. She has always been a sweet warm and humorous person and it is clearly reflected in her home and professional environment. Bravo Hana. Definitely ready for a coffee ‘Treff’, anytime.
Herb

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